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Freud und Leid nach meinem zweiten Wettkampf am 16. September

Nach dem erfreulichen 5. Platz in meinem ersten US-Rennen und ein paar guten Trainingseinheiten danach fühlte ich mich bereit für den nächsten Wettkampf, welcher etwas ausserhalb des Campus von Denton stattfand. Da es unser Heimwettkampf war, konnten wir die Strecke bereits tags zuvor beim Training erkunden. Abgesehen davon, dass ich mich überhaupt nicht fit fühlte, da ich nicht so der «Morgentrainingsmensch» bin, präsentierte sich die Strecke schon weitaus herausforderungsvoller und somit spannender als die Letzte. Es galt, zwei Runden à 2.5km zu absolvieren, die doch die eine oder andere leichte Steigung beinhaltete und man ziemlich achtsam sein musste, da die Wiese stark uneben war.

Am nächsten Morgen – am Wettkampftag – stand ich um 06.15 Uhr auf, um meine Sachen fertig zu packen und mich danach pünktlich um 06.45 Uhr bei der Trainingsanlage einzufinden. Da ich hier auf dem Campus nicht selber kochen kann und die Caféteria um diese Zeit noch nicht offen war, musste ich etwas improvisieren, was meine Verpflegung vor dem Rennen anging. So ass ich einen Proteinriegel und etwas später noch etwas Ovo Sport, anstatt wie zu Hause ein selbstgemixtes Müsli oder kohlenhydratreiche Teigwaren. Immerhin konnte ich mir eine Banane bei meinen Zimmernachbarinnen organisieren, sodass ich diese wie immer eine Stunde vor dem Wettkampf essen konnte.   Nach einer etwa 10-minütigen Fahrt zum Discovery Park suchten wir uns einen Platz auf der Wiese, um unsere Sachen zu deponieren und zu entspannen, bis es dann um 08.00 Uhr losging mit dem Aufwärmen. Um 09.00 Uhr war der Start angesetzt!

Vor dem Rennen wurden wir vom Trainer angewiesen, nicht zu offensiv zu starten, da es ziemlich windig war und auch sehr warm, um die 25 Grad Celsius. Somit positionierte ich mich nach dem Start etwas hinter den ersten Läuferinnen. Mir wurde jedoch bald klar, dass dies nicht so eine gute Taktik war, da man auf dem ersten Teil der Runde mit dem Wind lief und auf dem zweiten somit gegen den Wind. Da ich Angst hatte, komplett den Anschluss zu verlieren, probierte ich noch bevor es auf den Rückweg ging, ein paar Meter gut zu machen. Leider war es schon zu spät und so musste ich die Lücke schliessen und dabei in Kauf nehmen, im Gegenwind zu laufen. Ich schaffte es jedoch, zur Gruppe aufzuschliessen und hängte mich an die Fersen meiner Teamkollegin Susannah, eine Neuseeländerin, die auf der zweiten Runde dann auch das Tempo verschärfte. Dies führte dazu, dass die Spitzengruppe konstant kleiner wurde und ich auch ziemlich am Limit laufen musste. Als noch etwas mehr als 1 Kilometer zu absolvieren war und es die leichte Steigung (die doch mehr an den Kräften zerrte als erwartet), setzten sich Susannah, eine Konkurrentin und ich von den anderen ab. Kurz danach musste auch ich abreissen lassen und so war ich auf dem letzten Kilometer auf mich alleine gestellt. Nun hiess es, so gut wie möglich die schweren Beine zu verdrängen und sich dem Gegenwind zu stellen, der sich an meinen mentalen Reserven zu schaffen machte. Ich liess mich mehrmals dazu verführen, einen kurzen Blick zurückzuwerfen. Dabei erhoffte ich mir, ausmachen zu können, dass die nächste Verfolgerin noch genug weit weg war und ich trotz meinem Einbruch den momentanen Rang ins Ziel retten konnte. Schlussendlich rettete ich mich mit meinen letzten Kräften und 5 Sekunden Vorsprung auf meine erste Verfolgerin über die Ziellinie.

Nach einem Blick auf die Rangliste konnte ich mich über den Sieg meiner Teamkollegin und meinen 3. Platz sehr freuen! Jedoch musste auch ich auch einsehen, dass ich gegenüber dem letzten Rennen, dass ich auf dem zweiten Platz und nur 5 Sekunden hinter Susannah abgeschlossen habe, auf dem letzten Kilometer mächtig Zeit eingebüsst habe. Um bei den kommenden Rennen, über 5 respektive 6km, bis zum Schluss mithalten zu können, sind sicher noch ein paar harte Trainingseinheiten nötig, ich hatte aber das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein.

Rangliste Ken Garland Invitational

Ernüchterung am nächsten Tag

Nachdem ich im Verlauf vom Samstag bereits leichte Schmerzen auf der Fussoberfläche hatte, ich dies vorab aber nicht als besorgnisregend einstufte, war ich am nächsten Tag ziemlich niedergeschlagen. Mein Fuss war mittlerweile angeschwollen und schmerzte viel stärker als am Abend zuvor, sobald ich ihn belastete oder schon nur bewegte. Sofort spielten sich einige Szenarien in meinem Kopf ab, deren Ausgang ich mir so nicht ausmalen wollte, da dabei das Training nicht einmal eine Nebenrolle besetzen würde. 

Nun sind fast zwei Wochen vergangen, in welchen

  • ich dazu verdonnert war, ein paar Tage mit einem «boot»(siehe Bilder) herumzulaufen,
  • dies nicht so schlau war, da das ganze Gewicht des boots auf dem Punkt auflag, wo ich schmerzen hatte,
  • ich mir die Ästhetik von meinem Fuss auf einem Röntgen und MRI Bild vor Augen führen konnte,
  • ich einmal mehr Lernen musste, das man der Gesundheit zuliebe auch einmal einen Tag lang sportlich untätig sein darf (und muss),
  • ich nach meinen ersten 20 Minuten handbiken wusste, dass es sogleich auch die letzten waren – definitiv mein Albtraum in Sache Alternativtraining, 
  • ich so viel Zeit im Pool anstatt an der frischen Luft verbrachte, dass meine Haare sich beinahe in Stroh verwandelt haben,
  • die Schmerzen immer etwas weniger wurden, bis auf gewisse Bewegungen, aber halt immer noch nicht ganz weg sind,
  • ich Gewissheit hatte, dass es kein Bruch und auch keine Stressfraktur/-reaktion ist – *YES!!!* 

Seit heute weiss ich, dass ich es wohl geschafft habe, meine Nagelschuhe «viel» zu stark zuzuschnüren und dies mit der sonstigen Belastung, die ein Fuss eines Läufers erfährt, das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Dies hat zu einer Entzündung meiner Sehnen am Fuss geführt.

Nun bin ich sehr erleichtert und positiv gestimmt, dass meine Saison nun noch nicht vorbei ist. Jedoch muss ich meinem Fuss noch etwas Ruhe gönnen und zuerst «Weltmeister» beim Alternativtraining werden, bevor ich wieder täglich die Laufschuhe schnüren kann. 

„boot“